Immobilien-Ratgeber - 03.02.2025

Feuchteschäden bei Neubau und Erstbezug vermeiden

Neubauten und frisch renovierte Gebäude bergen ein erhöhtes Risiko für Feuchtigkeitsschäden. Baufeuchte, unzureichende Trocknungsphasen oder falsches Lüften können schnell zu Problemen führen. Erfahren Sie, wie Sie beim Erstbezug die Gleichgewichtsfeuchte im Raum erreichen und langfristige Schäden wie Schimmelbefall vermeiden.

Restfeuchte in Neubauten: Eine häufig unterschätzte Gefahr

Beim Neubau entstehen Feuchtigkeitsschäden häufig bereits während der Bauphase. Durch Bauprozesse wie das Verarbeiten von Beton, Estrich, Putz oder Mörtel wird eine erhebliche Menge Wasser in das Gebäude eingebracht. Es gibt Berechnungen, nach denen bei der Errichtung eines einfachen Einfamilienhauses in Massivbauweise etwa 10.000 Liter Wasser wieder aus dem Gebäude entfernt werden müssen. Diese Baufeuchte muss vollständig trocknen, bevor der Bau abgeschlossen wird.

Nicht eingerechnet ist Wasser, das durch Regenfall während der Bauphase in den Rohbau gelangt. Einige Sachverständige weisen daher darauf hin, dass bereits das Einbringen des Estrichs den ersten großen Wasserschaden für den Bodenaufbau in einem Gebäude darstellt.

Gleichgewichtsfeuchte: Geduld zahlt sich aus

Die sogenannte Gleichgewichtsfeuchte beschreibt den Zustand, in dem Baumaterialien keine überschüssige Feuchtigkeit mehr an die Umgebung abgeben. Dieser Prozess kann Monate dauern, ist jedoch entscheidend für ein gesundes Raumklima.

Empfohlene Maßnahmen während der Trocknungsphase:

  • Konstantes Heizen: Halten Sie die Raumtemperatur bei mindestens 20 °C, um die Verdunstung zu fördern.
  • Regelmäßige Lüftung: Stoßlüften bleibt der effektivste Weg, um die Feuchtigkeit nach außen zu leiten.
  • Messgeräte verwenden: Überwachen Sie die Luftfeuchtigkeit. Werte zwischen 40 und 55 % gelten als ideal.

Feuchteschäden im Neubau durch den Bauablauf

Feuchtigkeit im Neubau stellt nicht nur ein temporäres Problem dar, sondern kann bei falscher Planung und Ausführung langfristige Schäden verursachen. Besonders Baumaterialien wie Holz oder organische Dämmstoffe sind anfällig für Schimmelbefall, wenn sie während der Bauphase mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen.

Unterschiede bei Baumaterialien

  • Mineralische Materialien: Beton, Mauerwerk und Putz sind aufgrund ihres niedrigen pH-Werts weitgehend unempfindlich gegenüber mikrobiellem Befall. Ihnen fehlt zudem der organische Nährboden, den Schimmelpilze benötigen.
  • Holz und organische Dämmstoffe: Trifft die Baufeuchte auf diese Materialien, ist Schimmelbildung nahezu unvermeidbar. Ein weiteres Risiko ergibt sich aus Holzfeuchten von mehr als 15 %. Schon geringe Abweichungen können dazu führen, dass sich bestimmte Penicilliumarten ansiedeln. Dachstühle erreichen oft eine zulässige Gleichgewichtsfeuchte von bis zu 18 %, wodurch ein geringfügiger Schimmelbefall in der Bauphase kaum zu vermeiden ist.

Probleme bei Holzweichfaserplatten

Holzweichfaserplatten, die häufig in Dachaufbauten verwendet werden, sind besonders anfällig für Feuchtigkeitsschäden. Wenn die abschließende Dacheindeckung nicht rechtzeitig erfolgt, kann Feuchtigkeit von außen in die Platten eindringen. Gleichzeitig kann Baufeuchte von innen an den Platten kondensieren, wenn die Dampfsperre noch nicht installiert wurde. In solchen Fällen bleibt oft nur der komplette Rückbau, da das Material schnell durch und durch von Schimmel befallen wird.

Maßnahmen zur Vermeidung von Feuchteschäden

Die richtige Planung des Bauablaufs ist entscheidend, um Schäden zu vermeiden. Besonders folgende Punkte sollten beachtet werden:

  • Sorgfältige Trocknungsphasen: Putz und Estrich bringen große Wassermengen ins Gebäude ein. Diese Feuchtigkeit sollte mithilfe von Kondensationstrocknern oder durch regelmäßiges Lüften entfernt werden.
  • Messtechnischer Nachweis der Trockenheit: Vor dem Verlegen von Bodenbelägen oder Parkett sollte die CM-Messung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass der Untergrund ausreichend trocken ist.
  • Wahl der Baumaterialien: In Fertig- oder Holzhäusern wird weniger Baufeuchte eingebracht, da viele Materialien bereits in ausgetrocknetem Zustand verbaut werden. Dennoch sind diese Bauweisen bei späteren Wasserschäden anfälliger für mikrobiellen Befall.

 

Trockenwohner: Eine historische Lösung für Baufeuchte

Zu Beginn der Industrialisierung wurden in Großstädten wie Berlin sogenannte Trockenwohner eingesetzt. Diese bewohnten neu errichtete Gebäude für wenig Geld oder sogar kostenlos, um die Feuchtigkeit aus den Baumaterialien zu entfernen. Nach etwa drei Monaten, wenn das Gebäude zumindest halbwegs ausgetrocknet war, zogen sie weiter. Diese Methode ist heute zwar Geschichte, doch die Herausforderung durch Baufeuchte bleibt aktuell – insbesondere bei Neubauten und beim Erstbezug.

Feuchteschäden nach dem Erstbezug vermeiden

Auch nach dem Einzug in ein neues Gebäude kann die Baufeuchte ein erhebliches Risiko darstellen. Heutzutage ziehen viele Menschen aus Kostengründen und der Notwendigkeit, das Eigenheim schnell zu nutzen, frühzeitig in neu errichtete Gebäude ein. Dies führt häufig dazu, dass die Luftfeuchtigkeit in den ersten Wochen nach dem Einzug stark erhöht ist, da die noch vorhandene Baufeuchte nicht ausreichend Zeit hatte, vollständig zu verdunsten.

Die Folge sind oft Schimmelbefall an der Bausubstanz und dem Inventar, was erhebliche Sanierungskosten nach sich ziehen kann. Mit gezielten Maßnahmen wie dem Einsatz von Bautrocknern vor dem Erstbezug sowie intensivem Lüften und Heizen lassen sich diese Risiken jedoch deutlich minimieren.

Wichtige Maßnahmen gegen Feuchteschäden beim Erstbezug

Besonders bei Gebäuden in Massivbauweise mit verputztem Mauerwerk und nass eingebrachtem Estrich ist Vorsicht geboten. Möbel mit einfachen Rückwänden aus gepresstem Holzfasermaterial sind besonders anfällig für Schimmelbildung, wenn sie direkt an frisch verputzten Wänden stehen. Auch zu dichte Farbanstriche können Probleme verursachen, wie die Bildung von Blasen auf Bauteiloberflächen.

Um Bezugsschäden zu vermeiden, sollten Mietende oder Käufer folgende Empfehlungen umsetzen:

  1. Großzügig heizen: Die Raumtemperatur sollte in allen Räumen im ersten Jahr konstant über 20 °C gehalten werden.
  2. Intensiv lüften: Stoßlüften Sie mindestens drei- bis viermal täglich für jeweils mindestens fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern. Kondenswasser an den Fenstern sollte vollständig abtrocknen, bevor das Lüften beendet wird.
  3. Möbel von der Wand abrücken: Große Einrichtungsgegenstände wie Schränke oder Sofas sollten mindestens 10 cm von den Wänden entfernt stehen, insbesondere bei Außenwänden.
  4. Diffusionsoffene Materialien verwenden: Wandanstriche und Tapeten, die diffusionsoffen sind, beschleunigen die Austrocknung der Wände.
  5. Bilder vermeiden: In den ersten Wochen sollten großformatige Bilder nicht aufgehängt werden, da sie den Trocknungsprozess der Wände behindern und selbst Schaden nehmen können.

Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit überwachen

Um das Raumklima nach dem Erstbezug optimal zu überwachen, ist der Einsatz eines geeigneten Messgeräts unerlässlich. Der Multisensor Plus bietet eine umfassende Lösung, indem er nicht nur die Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur misst, sondern auch vor potenziellen Gefahren wie Rauch, Hitze und Kohlenmonoxid warnt.

Eine konstante Raumtemperatur von über 20 °C hilft, die Baufeuchte effektiv zu reduzieren, während ideale Luftfeuchtigkeitswerte zwischen 40 und 55 % das Risiko von Schimmelbildung minimieren. Der Multisensor Plus unterstützt damit nicht nur die Prävention von Feuchtigkeitsschäden, sondern trägt auch zu einem gesunden und sicheren Raumklima bei.

Tipps zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden bei Neubau und Erstbezug

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