Immobilien-Ratgeber - 19.06.2025

Welche Betriebsform für PV-Anlagen passt zu Ihrer Immobilie?

Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich relevant. Eine zentrale Frage dabei: Wer betreibt die Anlage und wie? Denn je nach Betriebsform verändern sich Investitionen, Erträge und Zuständigkeiten. Ob Eigentümerbetrieb, Contracting oder Verpachtung – die Möglichkeiten sind vielfältig.

Überblick über die möglichen Betriebsformen

Bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen stehen nicht nur technologische, sondern auch wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund. Eine zentrale Rolle spielt die Wahl der geeigneten Betriebsform. Sie entscheidet darüber, wie Investitionen erwirtschaftet, der Betrieb organisiert und die wirtschaftliche Rentabilität über die Lebensdauer der Anlage sichergestellt werden kann.

Die verfügbaren Modelle sind ebenso vielfältig wie die Interessen und Ziele der beteiligten Akteure. In einer Zeit, in der die Energiewirtschaft immer stärker auf nachhaltige Praktiken setzt, sind fundierte Kenntnisse über die verschiedenen Betreibermodelle von entscheidender Bedeutung, um die Transformation zu einer grünen energetischen Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Die Wahl der Betriebsform hängt stark von den strategischen Zielen der Wohnungsanbietenden, den verfügbaren finanziellen Mitteln, den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie den Präferenzen der Mietenden ab. Eine sorgfältige Analyse der jeweiligen Modelle und eine transparente Kommunikation mit allen Beteiligten sind daher essenziell für eine erfolgreiche Umsetzung.

Eigentümerbetrieb (Selbstbetrieb)

Die Eigentümerin oder Eigentümergemeinschaft errichtet und betreibt die PV-Anlage in eigener Verantwortung. Die erzeugte Energie kann auf verschiedene Weise genutzt werden:

  • zur Deckung des eigenen Strombedarfs,

  • zur Versorgung der Mietenden (z. B. über Mieterstrommodelle) oder

  • zur Einspeisung ins öffentliche Netz. 

Dieses Modell eignet sich vor allem für größere Eigentümergemeinschaften, institutionelle Eigentümer oder energiebewusste Einzelpersonen mit Interesse an langfristiger Selbstverwaltung.

Ziele und Vorteile des Eigentümerbetriebs

  • volle Kontrolle über Ertrag, Betrieb und Nutzung,
  • Möglichkeit zur direkten Vermarktung (z. B. Mieterstrom),
  • langfristige Einnahmen oder Einsparungen.

Herausforderungen

  • Hoher organisatorischer und finanzieller Aufwand,

  • Verantwortung für Wartung, Abrechnung und rechtliche Rahmenbedingungen,

  • Know-how erforderlich für Umsetzung und Betrieb.

Mietmodell: Anlage mieten und selbst betreiben

Die Eigentümerinnen und Eigentümer eines Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhauses entscheiden sich nicht für den Kauf, sondern für die Miete einer PV-Anlage, die sie dann selbst betreiben. Die Verantwortung für Wartung, Nutzung und Vermarktung liegt bei ihnen – nicht jedoch die Investitionslast zu Beginn.

Dieses Modell eignet sich insbesondere für Eigentümerinnen und Eigentümer, die keine hohen Anfangsinvestitionen leisten möchten, aber bereit sind, sich operativ um den Betrieb der Anlage zu kümmern.

Ziele und Vorteile den Mietmodells

  • Geringerer Kapitalaufwand im Vergleich zur Eigeninvestition,

  • Vereinfachter Einstieg durch reduzierte Anschaffungsplanung,

  • Eigenverantwortliche Nutzung des erzeugten Stroms (z. B. für Hausstrom oder Mieterstrom).

Herausforderungen

  • Langfristige vertragliche Bindung an den Anlagenvermieter,

  • Eingeschränkte Gewinnmöglichkeiten im Vergleich zum vollständigen Eigentümerbetrieb,

  • Betreiberpflichten und technische Verantwortung bleiben beim Mietenden.

Verpachtung: Dachfläche zur Nutzung überlassen

Bei dieser Betriebsform verpachten die Eigentümerinnen und Eigentümer geeignete Dachflächen an Dritte – meist Energieunternehmen oder Investoren – die dort eigenverantwortlich eine PV-Anlage errichten und betreiben. Die Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten im Gegenzug eine regelmäßige Pachtzahlung, beteiligen sich jedoch nicht aktiv am Betrieb der Anlage.

Diese Lösung eignet sich vor allem für Eigentümerinnen und Eigentümer, die nicht selbst in den Betrieb einer Solaranlage einsteigen möchten, etwa aus finanziellen, organisatorischen oder personellen Gründen, aber dennoch einen Beitrag zur Energiewende leisten und von Pachteinnahmen profitieren möchten.

Ziele und Vorteile der Verpachtung

  • Kein Investitionsaufwand und kein technischer Betrieb,

  • Zusätzliche Einnahmen durch Dachnutzung,

  • Geringes wirtschaftliches Risiko für die Eigentümer.

Herausforderungen

  • Kaum Einfluss auf Nutzung und Vermarktung des erzeugten Stroms,

  • Eingeschränkte Verwertbarkeit der Liegenschaft (z. B. bei Verkauf oder Umnutzung),

  • Dritte erhalten Zugang zur Immobilie (z. B. für Wartung oder Ausbau).

Contracting-Modell

Beim Contracting wird die PV-Anlage nicht von den Eigentümerinnen und Eigentümern selbst finanziert oder betrieben. Stattdessen übernimmt ein externer Dienstleister – etwa ein Energiedienstleistungsunternehmen – die vollständige Umsetzung: von der Finanzierung über die Installation bis zum laufenden Betrieb. Der Wohnungsanbieter zahlt dafür entweder eine feste Gebühr oder überlässt dem Dienstleister einen Teil der erzeugten Energie.

Das Contracting eignet sich besonders für Unternehmen oder Eigentümergemeinschaften, die ihre Gebäude energetisch aufwerten möchten, ohne eigene Investitionsmittel einzusetzen oder personelle Ressourcen für den Betrieb bereitzustellen.

Ziele und Vorteile des Contracting-Modells

  • Keine Eigeninvestition notwendig,

  • Entlastung bei Planung, Betrieb und Wartung,

  • Rechtssichere Umsetzung durch erfahrene Partner.

Herausforderungen

  • Abhängigkeit vom Dienstleister während der gesamten Vertragslaufzeit,

  • Geringere wirtschaftliche Erträge im Vergleich zum Eigenbetrieb,

  • Möglicherweise begrenzter Handlungsspielraum bei künftigen Änderungen.

Betrieb durch externe Investoren

Bei dieser Betriebsform wird die PV-Anlage vollständig von einem externen Investor finanziert, errichtet und betrieben. Die Eigentümerinnen und Eigentümer der Immobilie stellen in der Regel lediglich die Fläche zur Verfügung – häufig gegen eine vertraglich geregelte Gegenleistung. Die erzielten Einnahmen aus der Einspeisung oder dem Stromverkauf fließen an den Investor.

Diese Variante eignet sich vor allem für Eigentümerinnen und Eigentümer, die sich nicht an Planung, Betrieb oder Finanzierung beteiligen möchten – etwa bei rein passiver Nutzung der Immobilie oder geringer technischer Ausstattung vor Ort.

Ziele und Vorteile des Betriebs durch Externe

  • Keine Investition oder Betriebspflicht für die Eigentümer,

  • Nutzung ungenutzter Dachflächen ohne organisatorischen Aufwand,

  • Beitrag zur Energiewende ohne eigenes Risiko.

Herausforderungen

  • Einnahmen und Erträge liegen vollständig beim Investor,

  • Einschränkungen bei der künftigen Nutzung oder baulichen Veränderung des Objekts möglich,

  • Wirtschaftlicher Nutzen für die Immobilie begrenzt auf die Pachtvereinbarung.

Beteiligung der Mietenden über eine Genossenschaft

In diesem Modell gründen die Mieterinnen und Mieter eines Mehrfamilienhauses eine Genossenschaft oder beteiligen sich an einer bestehenden. Diese übernimmt Finanzierung, Installation und Betrieb der PV-Anlage. Der erzeugte Strom wird entweder gemeinschaftlich genutzt oder ins Netz eingespeist. Eigentümerinnen und Eigentümer können unterstützend wirken, überlassen aber den wirtschaftlichen Betrieb der Mieterseite.

Dieses Modell eignet sich vor allem für Wohnanlagen mit engagierter Mieterschaft und einem klaren gemeinschaftlichen Interesse an nachhaltiger Energieversorgung – insbesondere, wenn Eigentümerinnen und Eigentümer keine eigene Betriebsverantwortung übernehmen möchten.

Ziele und Vorteile der Genossenschaft

  • Aktive Beteiligung der Mietenden an der Energiewende,

  • Demokratische Struktur durch genossenschaftliche Organisation,

  • Stärkung der Identifikation mit der Immobilie.

Herausforderungen

  • Hoher Abstimmungsaufwand bei Gründung und laufendem Betrieb,

  • Finanzierungsrisiken liegen bei der Mieterseite,

  • Eigentümer geben Einfluss auf Nutzung und Betrieb ab.

Partnerschaft mit einem Energieunternehmen

Bei dieser Betriebsform gehen die Eigentümerinnen und Eigentümer eine Kooperation mit einem Energieunternehmen ein. Ziel ist es, gemeinsam Photovoltaikanlagen zu installieren und die erzeugte Energie zu nutzen oder zu vermarkten. Je nach Ausgestaltung übernimmt das Energieunternehmen Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb – oder einzelne dieser Leistungen – während die Eigentümerinnen und Eigentümer sich aktiv oder unterstützend einbringen.

Diese Lösung eignet sich insbesondere für größere Wohnungsunternehmen oder Kommunen, die eine nachhaltige Energieversorgung umsetzen möchten und dabei auf bewährte Strukturen und Kompetenzen aus der Energiewirtschaft setzen wollen.

Ziele und Vorteile des Energieunternehmens

  • Zugang zu technischer und betrieblicher Expertise,

  • Verlässliche Umsetzung durch erfahrene Partner,

  • Flexibel gestaltbare Kooperationsmodelle.

Herausforderungen

  • Notwendigkeit klarer vertraglicher Regelungen,

  • Abhängigkeit von einem externen Akteur,

  • Ggf. langfristige Bindung an eine bestimmte Betriebsweise.

Technische Nutzung frühzeitig mitdenken

Unabhängig von der gewählten Betriebsform sollte frühzeitig geklärt werden, wie der erzeugte Strom genutzt werden soll. Denn die technische Auslegung der PV-Anlage hängt eng mit der späteren Nutzung zusammen – ob zur Volleinspeisung als Mieterstrom oder zur gemeinschaftlichen Nutzung im Haus.

Grundsätzlich sind drei Nutzungsarten möglich:

  • Volleinspeisung: Der gesamte Strom wird gegen Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist – entweder mit fester Einspeisevergütung oder im Marktprämienmodell.

  • Teileinspeisung: Ein Teil des Stroms wird für Hausstrom oder Ladeeinrichtungen genutzt, der Rest ins Netz eingespeist.

Auch begleitende Technik wie Batteriespeicher oder Ladeinfrastruktur für E-Mobilität sollte in der frühen Planungsphase berücksichtigt werden – ebenso wie der voraussichtliche Stromverbrauch im Gebäude. Das hilft, kostspielige Nachplanungen zu vermeiden und die Anlage langfristig wirtschaftlich auszulegen.

Die passende Betriebsform finden

Eigentümerbetrieb, Contracting, Verpachtung oder Beteiligung durch Dritte – die Wahl der richtigen Betriebsform entscheidet über Aufwand, Verantwortung und Wirtschaftlichkeit Ihrer Photovoltaikanlage.

Damit Sie leichter abwägen können, welche Lösung zu Ihrer Immobilie und Ihren strategischen Zielen passt, haben wir eine übersichtliche Entscheidungshilfe erstellt: In unserer Übersicht finden Sie die gängigen Modelle im direkten Vergleich – mit Vorteilen, Herausforderungen und typischen Zielgruppen.


Die Betriebsformen im Überblick als Download.


 

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