Immobilien-Ratgeber - 09.07.2025

Wärmepumpen: Hype oder Heizlösung der Zukunft?

Die Wärmepumpe gilt als Schlüsseltechnologie für klimafreundliches Heizen. Doch lohnt sich die Investition wirklich? Auch im Altbau? Wir zeigen, wie effizient moderne Wärmepumpen arbeiten, welche Förderungen es gibt, worauf bei der Planung und dem Einbau zu achten ist und wie Sie die passende Lösung für Ihr Objekt finden.

Wärmepumpe: Was sie kann und was nicht

Über kaum eine Heiztechnologie wird derzeit so kontrovers diskutiert wie über die Wärmepumpe. Für die einen ist sie ein Meilenstein der Energiewende, für andere ein überbewertetes, teures Experiment. Vor allem Eigentümerinnen und Eigentümer mit Gas- oder Ölheizung fragen sich: Ist eine Wärmepumpe für mein Gebäude überhaupt sinnvoll? Grund genug, die Vor- und Nachteile dieser Technik einmal sachlich einzuordnen.

Wärmepumpen-Boom: Warum der Hype ins Stocken gerät

2023 schien das Jahr der Wärmepumpe zu werden: Rund 356.000 Anlagen wurden neu installiert. Steigende Energiepreise, das neue Gebäudeenergiegesetz ("Heizungsgesetz") und technische Fortschritte schürten die Hoffnung auf eine echte Wärmewende – vor allem im Neubau, wo Wärmepumpen längst zum Standard gehören.

Doch der Trend bekam einen Dämpfer: Die Zahl der Neubauten sinkt, Förderprogramme wurden zurückgefahren und politische Unsicherheiten bremsen viele Projekte aus. 2024 ging der Absatz um 46 % zurück. Zwar ist das Angebot besser denn je, doch viele Eigentümerinnen und Eigentümer zögern: zu teuer, zu laut, nicht effizient genug oder einfach ungeeignet für ihr Gebäude? Manche zweifeln sogar an der Klimabilanz. Was ist dran an diesen Bedenken?

Wie effizient ist eine Wärmepumpe wirklich?

Wärmepumpen gelten als besonders effizient – doch wie misst man das? Zwei Kennzahlen geben Aufschluss:

  • COP (Coefficient of Performance): Gibt an, wie viel Wärme im Verhältnis zur eingesetzten Strommenge erzeugt wird – gemessen unter Laborbedingungen.

  • JAZ (Jahresarbeitszahl): Spiegelt die Effizienz im realen Betrieb über ein Jahr hinweg wider. Sie ist aussagekräftiger als der COP, da sie Standort, Dämmung, Temperaturen und Nutzung mit einbezieht.

Ein Beispiel: Eine Wärmepumpe mit einer JAZ von 4 wandelt 1 kWh Strom in 4 kWh Wärme um. Luft-Wasser-Wärmepumpen erreichen typischerweise Werte von 2,5 bis 3,5, Sole- oder Wasser-Wärmepumpen sogar bis zu 5,5. Entscheidend sind neben dem System auch Vorlauftemperatur, Modell, Einbau und Wartung. 

Welche Wärmepumpe ist die richtige für Sie?

Nicht jede Wärmepumpe arbeitet gleich effizient. Je nach System unterscheiden sich sowohl die technischen Anforderungen als auch die Leistungswerte deutlich:

Luft-Wasser-Wärmepumpe

  • COP: 3,0 bis 4,0

  • JAZ: 2,5 bis 3,5 

Sole-Wasser-Wärmepumpe (Erdwärme)

  • COP: 4,0 bis 5,0

  • JAZ: 3,5 bis 4,5

Wasser-Wasser-Wärmepumpe 

  • COP: 4,0 bis 6,0

  • JAZ: 4,0 bis 5,5

Luft-Luft-Wärmepumpe

  • COP: 2,5 bis 4,0 

  • JAZ: 2,5 bis 3,5

Grundsätzlich gilt: Je höher der COP oder die JAZ, desto effizienter die Wärmepumpe. Systeme mit Erdwärme oder Grundwasser sind besonders leistungsfähig, aber auch teurer in Planung und Einbau. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind am weitesten verbreitet, weil sie einfacher zu installieren sind, dafür aber etwas geringere Effizienzwerte aufweisen.

Wie teuer ist eine Wärmepumpe wirklich?

Ein häufiger Kritikpunkt an der Wärmepumpe: die hohen Anschaffungskosten. Tatsächlich sind moderne Systeme, besonders Erd- oder Grundwasserlösungen, kostspieliger als klassische Gas- oder Ölheizungen. Dennoch lohnt sich ein genauer Blick auf die Gesamtkosten.

Denn: Was sich bei der Installation teuer anfühlt, kann sich durch niedrige Betriebskosten über die Jahre amortisieren. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas werden durch die CO₂-Abgabe künftig deutlich teurer. Außerdem gibt es Förderprogramme für Wärmepumpen, Möglichkeiten, die Miete zu erhöhen, und die klimafreundliche Umstellung der Heiztechnik erhöht Mietwert und Wiederverkaufswert der Immobilie.

Wärmepumpe kaufen: Qualität ist entscheidend

Manche Anbieter werben mit Billigangeboten. Auch wenn das zunächst attraktiv zu sein scheint, sollten Sie da besonders vorsichtig sein. Eine Wärmepumpe sollte auf Ihre besondere Situation zugeschnitten sein. Billiglösungen sind das in aller Regel nicht. Klagen über ineffiziente Energiefresser haben oft genau diesen Hintergrund: Es handelt sich um veraltete oder besonders „kostengünstige“ Lösungen. Achten Sie daher auf Qualität und lassen Sie die Anlage von einem Fachbetrieb planen.

JAZ zu niedrig? Nur halbe Mieterhöhung möglich

Liegt die Jahresarbeitszahl (JAZ) einer Wärmepumpe unter 2,5, darf bei einer Mieterhöhung nach Modernisierung nur die Hälfte der Kosten umgelegt werden. So regelt es § 71o Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Empfohlen wird daher eine JAZ von mindestens 3,0 – sowohl aus rechtlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Denn je effizienter die Anlage arbeitet, desto geringer sind die Betriebskosten und desto höher ist der umlagefähige Anteil.

Wärmepumpe im Altbau: Geht das überhaupt?

Lange galt: Wärmepumpen lohnen sich nur im Neubau. Doch das stimmt so nicht mehr. Auch Altbauten können mit Wärmepumpen beheizt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Das größte Hindernis ist oft die Dämmung. Wärmepumpen arbeiten am effizientesten, wenn möglichst wenig Wärme verloren geht. Deshalb empfiehlt es sich, vor dem Einbau die Gebäudehülle energetisch zu verbessern.

Auch die Heizkörper spielen eine Rolle: Alte Modelle brauchen hohe Vorlauftemperaturen. Sinnvoll ist hier der Austausch gegen große Niedertemperatur-Heizkörper oder der Einbau einer Fußbodenheizung.

Unser Tipp: Lassen Sie vorab eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellen. Oft lohnt sich der höhere Aufwand langfristig, besonders im Vergleich zu einer fossilen Heizung, die bald erneut ersetzt werden müsste. 

Wieviel Platz braucht eine Wärmepumpe?

Wärmepumpen brauchen einen geeigneten Standort. Je nach System können das ganz unterschiedliche Stellflächen sein, die benötigt werden. Ist an der Außenmauer, im Keller oder in den Wohnungen nicht genügend Platz vorhanden, kann das ein Problem sein. Auch kommt es darauf an, die Wärmepumpe vor dem Zugriff von außen zu schützen. 

Vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen, die außen installiert werden, sind in Gefahr, beschädigt oder sogar demontiert zu werden. Dabei können die Schäden durch Wettereinflüsse (Sturm, Hagel, Eis, Schneelasten) verursacht werden oder auch durch Vandalismus, Unfälle oder Diebstahl. Schutzgehäuse, Videoüberwachung, Alarmsicherung und eine feste Bodenverankerung können hier Abhilfe schaffen.

Wie effizient ist die Wärmepumpe bei Kälte?

Immer wieder ist zu hören, dass Wärmepumpen ineffizient sind, wenn es draußen richtig kalt wird, die Heizung also am dringendsten benötigt wird. Es stimmt schon, dass Wärmepumpen bei milden Temperaturen viel effizienter sind. Doch moderne Geräte laufen auch bei Außentemperaturen von minus 25 Grad Celsius noch stabil. Bei der Beurteilung der Effizienz muss eine Gesamtrechnung aufgemacht werden: Es muss das ganz Jahr betrachtet werden. Genau das geschieht ja auch bei der Jahresarbeitszahl.

Wie laut ist eine Wärmepumpe?

Luft-Wasser-Wärmepumpen arbeiten nicht völlig geräuschlos. Vor allem bei Außenaufstellung kann der Geräuschpegel stören, sowohl Nachbarn als auch die eigenen Mietparteien. Entscheidend sind dabei Bauweise, Standort und Betriebsweise der Anlage.

Wird die Wärmepumpe direkt an der Hauswand montiert, können Vibrationen ins Gebäude übertragen werden. Dadurch wirkt die Anlage lauter. Besser ist eine freistehende Montage mit Lärmschutzwand. Viele neue Geräte verfügen zudem über einen Nachtmodus. Der Ventilator läuft dann langsamer, die Leistung wird reduziert.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Lautstärke zu senken: von speziellen Gummifüßen bis hin zu schallgedämmten Gehäusen. In manchen Fällen reichen einfache Maßnahmen – in anderen ist das Gerät an sich zu laut. Deshalb sollte das Thema Schall schon bei der Planung berücksichtigt werden.

Wärmepumpen sind keine Patentlösung

Wärmepumpen gibt es in unterschiedlichen Varianten. Sie können eine sehr attraktive, effiziente Lösung sein. Aus Klimaschutzgründen, aber auch wirtschaftlich, das gilt vor allem auf längere Sicht. Und doch sind sie kein Patentrezept. Es lohnt sich, genau nachzurechnen, welche Lösung für Ihr Objekt am sinnvollsten und wirtschaftlichsten ist. Vielleicht schneidet die Fernwärme am Ende besser ab, vielleicht eine andere Form der Wärmeerzeugung.

Aber eines ist gewiss: Die unterschiedlichen Varianten der Wärmepumpe sind eine Option, die Sie zumindest in Betracht ziehen sollten. Eine qualifizierte Energieberatung kann Sie dabei unterstützen.


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